Der Brief von Pastor Marcus Wenzel im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Steinmeier,
ich wende mich heute an Sie, weil ich in großer Sorge um die demokratische Kultur und den Frieden in unserem Land bin. Mein Name ist Marcus Wenzel. Ich bin Pastor der St. Mariengemeinde in Waren an der wunderschönen Müritz in Mecklenburg. Vielleicht kennen sie ja unsere Gegend? Sie ist sicher eine Reise wert!
Und ich bin ungeimpft. Was eigentlich nicht stimmt, denn ich bin geimpft nur eben nicht gegen Corona! Ich bin nicht grundsätzlich gegen Impfungen, aber ich tue mich mit der Coronaimpfung sehr schwer, denn eine Zulassung, die auf politischen Druck in so einer kurzen Frist durchgesetzt wurde, wirft doch deutlich Fragen auf. Es hat in der Medizingeschichte schon oft Medikamente und auch Impfstoffe gegeben, die die üblichen Genehmigungsverfahren über viele Jahre durchlaufen haben. Und dann mussten sie doch wegen massiver Nebenwirkungen vom Markt genommen werden. Und das will man bei den jetzt auf dem Markt verfügbaren Coronaimpfstoffen ausschließen? Wie ist das möglich, wo es doch keinerlei Langzeiterfahrungen gibt? Das scheint mir aus medizinischer Sicht sehr fragwürdig. Inzwischen merken wir nun auch, dass die Impfdurchbrüche (früher nannte man das auch „Impfversagen“!) sehr zahlreich werden. Das Heil verspricht sich die Politik im Boostern. Mag die Grundimpfung für viele zunächst ohne schwerwiegende Folgewirkungen sein, stellt sich doch die Frage, was passiert, wenn man vielleicht noch immunisierte Menschen boostert, einmal, zweimal, dreimal? Wird es zu schweren Autoimmunerkrankungen kommen, weil unser Immunsystem völlig desorientiert ist, weil es eigentlich immun nun noch wieder einen Immunität entwickeln soll?
Ich finde, das sind sehr berechtigte Fragen, die es verdienen ernst genommen zu werden. Leider muss ich erleben, dass Menschen, die sich in solcher Weise Gedanken machen, eben nicht ernst genommen, sondern als Impfverweigerer und Querdenker diskreditiert werden. Und anstatt sie in einem ehrlichen Dialog zu gewinnen, werden sie nun faktisch zu Impfung gezwungen. Ich denke, dass damit grundlegende Menschenrechte verletzt werden, wie z.B. das Recht auf Selbstbestimmung. Aber so groß ist die Angst, erfolgreich geschürt von Politik und Medien, dass kaum einer dagegen den Mund aufmacht. Viel schlimmer noch: angestellten Ärzten wird mit Disziplinarmaßnahmen gedroht, wenn sie sich kritisch zur Coronapolitik der Bundesregierung äußern und Mitarbeiter von Ämtern haben inzwischen Angst, frei ihre Meinung zu sagen, auch aus Angst, seitens ihres Arbeitgebers mit Benachteiligungen rechnen zu müssen. Der Riss geht durch Familien und Freundeskreise, weil die Meinung für oder wider zur Glaubensaussage mutiert.
Als ich am Volkstrauertag bei der öffentlichen Feierstunde der Stadt eine kleine, kritische Rede hielt, wurde ich im Anschluss mit den Worten „Das war ja eine mutige Rede!“ darauf angesprochen. Ist es jetzt schon wieder so weit, dass es als mutig zu bezeichnen ist, frei seine Meinung zu sagen? Das kenne ich als Kind des Ostens aus meiner DDR-Geschichte! Ich dachte, dass hätten wir hinter uns, denn eine Demokratie lebt ja davon, dass Menschen frei ihre Meinung sagen dürfen, ohne dafür Repressalien fürchten zu müssen.
Aber die Meinungsfreiheit wird offensichtlich nicht mehr gewünscht. Gewünscht wird nur, wer die vorgegebene Meinung teilt und mitmacht, was die Politik fordert. Wie anders ist es zu verstehen, wenn der Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus sagt, dass die Geimpften die Ungeimpften schon disziplinieren werden? Oder wenn ein Herr Frank Ulrich Montgomery von der „Tyrannei der Ungeimpften“ spricht? Welch ein undemokratisches Verständnis lässt das erkennen!? Ganz davon abgesehen, dass solche Hetzer die Gesellschaft spalten. Als ob die Ungeimpften Schuld an Corona wären! Ich teste mich als Pastor mehrfach die Woche und weiß, dass ich – abgesehen von möglichen Falschnegativtest – dann nicht infektiös bin. Aber die vielen Geimpften, die monatelang keiner Testpflicht unterlagen, haben frei und fröhlich die Viren verteilt … Den Menschen in unserem Land aber wird suggeriert, dass die Ungeimpften Schuld an der ganzen Misere sind! So weit sind wir also wieder, dass wir eine Minderheit zum Sündenbock für eine schwierige Zeit machen müssen? Aber vielleicht sind ja doch nicht die Ungeimpften Schuld, sondern die Ausländer? Oder doch die Juden? – Um mich nicht falsch zu verstehen: Ich habe n i c h t s , aber auch gar nichts für rechtes Gedankengut übrig. Ich möchte nur die Logik verdeutlichen, die hinter solcher Polemik steckt.
Ich bin nicht mehr Schuld als alle Menschen in diesem Land, die in den zurückliegenden Monaten vielleicht ein wenig zu unbesorgt waren und ich wehre mich dagegen, dass mir ständig unterstellt wird, dass ich ein Gesundheitsrisiko für andere wäre! Was ist das für ein Unsinn?! So lange ich nicht infiziert bin, kann ich auch andere nicht anstecken! Warum also wird mir Egoismus unterstellt? Warum werde ich als unsolidarisch hingestellt? Klar kann ich mich infizieren, aber ich könnte auch beim Autofahren einen Herzinfarkt erleiden und in eine Menschenmenge rasen und trotzdem wird mir nicht vorbeugend die Fahrerlaubnis weggenommen. Was also ist das für ein Rechtsverständnis?
Nun zieht die Politik die Zügel an und zwingt letztlich alle Ungeimpften, sich impfen zu lassen, denn wer kann schon jeden Tag einen attestierten Negativtest vorlegen? Ich denke, damit werden grundlegende Rechtsnormen unserer Gesellschaft gebrochen. Das wird nicht ohne Folgen bleiben. Vor allem aber wird damit der Frieden in unserer Gesellschaft gefährdet. Die Politik provoziert gewalttätige Auseinandersetzungen, aber vielleicht wird das ja bewusst in Kauf genommen? Ein entzweites Volk ist nun mal leichter zu regieren als ein geeintes. „Teile und herrsche“ das Prinzip kannten schon die Römer …
Für solch ein System habe ich nicht als Student im Herbst 1989 mein Fell in Berlin zu Markte getragen, sondern für Freiheit und Demokratie, für Verschiedenheit und Vielfalt, eine Vielfalt auch der Meinungen, von der eine demokratische Gesellschaft lebt. Ich frage mich, wie viel diese der politischen Elite in unserem Land derzeitig noch wert ist ….
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, in ihrer kürzlichen Rede haben sie voller Bestürzung gefragt, was noch geschehen müsste, damit Menschen wie ich sich impfen lassen. Was mich angeht, ist die Antwort eigentlich ziemlich simpel: Wenn mir die Politik das Gefühl geben würde, dass alles mit rechten Dingen zugeht, wenn sie meine Fragen und Bedenken ernst nehmen würden und wenn sie wieder Vertrauen aufbauen würde, dann würde ich mich impfen lassen, am liebsten mit einem Todimpfstoff. Leider ist mein Vertrauen in die Politik und das Vertrauen vieler anderer Menschen, denen ich als Pastor begegne, in diesen Coronajahren so grundlegend erschüttert, dass wir all das, was uns da täglich verbal „eingeimpft“ wird, längst nicht mehr glauben können. Als Pastor wird mir viel erzählt, z.B. dass Ärzte als Todesursache Corona notieren, ohne dass je ein Abstrich bei dem Verstorbenen gemacht wurde, oder dass in Testzentren Vorgaben gemacht wurden, wie viel Prozent aller Test als positiv zu bewerten sind, oder dass in sogenannten „Blocktest“ wie z.B. 50 Abstriche aus Altersheimen nur eine geringe Zahl wirklich getestet wurden und wenn da ein paar positive dabei waren, eben alle als positiv gewertet wurden, oder dass jemand, der sich zum PCR-Test angemeldet hat, dann aber wegen der langen Wartezeit wieder gegangen ist, Tage später einen positiven Befund bekam oder … – soll ich weitere Beispiele aufführen? Sicher mag nicht alles stimmen, aber wenn nur ein Teil der Berichte stimmt, fragt man sich doch, wie die Zahlen zustande kommen, die doch die Grundlage allen politischen Agierens sind. Aber auch solche berechtigten Fragen werden nicht ernst genommen, sondern als Querdenken diskreditiert. Wundert es da, dass Vertrauen im Grundsatz verspielt wird? Aber wenn an solchen Stellen schon so unredlich agiert wird, wie kann ich der Politik an anderer Stelle noch glauben?
Seit fast zwei Jahren hält uns diese Epidemie in Atem. Viele Menschen sind schon gestorben und viele werden noch sterben. Jeder einzelne Tod ist eine Tragödie. Glauben Sie mir, als Pastor weiß ich, wovon ich rede. Und dennoch kann ich die Hysterie, die sich daran entfacht, nur bedingt nachvollziehen. Bis heute sind es wohl bald 100.000 Tote, die „an oder mit Corona“ gestorben sind. Diese Formulierung macht schon deutlich, dass das eine sehr fragwürdige Zahl ist. Wie viele sind denn nun tatsächlich an Corona gestorben? Sind es wirklich 100.000 oder doch nur 10.000? Oder vielleicht 76.500? In Deutschland wird alles akribisch verwaltet und statistisch erfasst. Wir sind oftmals ja auch stolz auf unsere gründliche deutsche Verwaltung. Und da ist es seit bald zwei Jahre nicht möglich, eine saubere Sterbestatistik auf den Tisch zu legen? Auch das macht misstrauisch. Aber selbst wenn 100.000 bisher a n Corona gestorben sein sollten, dann wären das ca. 50.000 im Jahr. Wie kommt es, dass um diese Toten so ein Aufhebens gemacht wird? – Verstehen sie mich nicht falsch, jeder Toter ist einer zu viel, denn hinter jedem Toten verbirgt sich ein individuelles Schicksal, dahinter verbergen sich Kummer, Leid und Trauer. Aber wie kommt es, dass diesen Toten so ein Gewicht beigemessen wird, aber die 75.000 Toten, die j e d e s Jahrs an den Folgen von Alkoholmissbrauch sterben kaum eine Erwähnung finden? Und auch die über 30.000, die j e d e s Jahr an den Folgen von Nikotingebrauchs sterben, sind uns scheinbar egal. Mir scheint, dass da mit sehr unterschiedlichem Maß gemessen wird. Oder verdient der Staat an den Steuern für Alkohol und Tabak einfach zu viel? Vielleicht kann man aber auch mit diesen Toten einfach nicht genug Angst machen. Denn wenn man den Menschen nur genug Angst macht, kann man mit ihnen alles machen. Man kann sogar wie im 3. Reich den „totalen Krieg“ durchsetzen! Aber was lehrt dagegen der Volksmund? Angst war noch nie ein guter Berater!
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, wie sie sehen, mache ich mir viele Gedanken und stelle mir viele Fragen. Fragen, die scheinbar nicht gewollt sind und kein politischer Entscheidungsträger ernst nehmen mag. Das enttäuscht mich sehr und es befördert ein grundlegendes Misstrauen, was letztlich dazu führt, dass Menschen wie ich, und ich kenne viele, denen es ähnlich geht, sich nicht impfen lassen mögen. Die Politik kann uns dazu zwingen, aber sie provoziert damit eine Atmosphäre, die Unfrieden und wie ich befürchten muss, Unruhen gebiert. Ich hoffe, ich irre mich!
Aus dieser großen Sorge heraus wende ich mich an Sie mit der dringenden Bitte: Halten Sie dieses neue Infektionsschutzgesetz auf! Verweigern Sie ihm ihre Zustimmung! Und setzen sie sich dafür ein, dass nicht weiter zerspalten wird, sondern im Miteinander der verschiedenen Positionen Lösungen gesucht werden! Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass die Menschen in unserem Land wieder mehr miteinander, über ihre Ängste und Sorgen und nicht übereinander reden! Nur so kann es einen Weg aus der Krise geben, der unser Land nicht zerreißt!