These 1: Innerhalb der evangelischen Kirche bedarf es einer stärkeren theologischen Reflexion über das eigene Tun und Nichttun.
In der Coronazeit wurden staatlicherseits viele Gesetze und Verordnungen erlassen. Im Rückblick ist zu erkennen, dass die Wirksamkeit vieler Maßnahmen entweder nicht nachweisbar ist oder dass sie gravierende Folgen nach sich gezogen haben. Die evangelische Kirche hat diese Verordnung weitestgehend unreflektiert übernommen. Es ist zu prüfen, ob deren Durchsetzung gegen biblische Gebote, unsere Bekenntnisschriften oder christliche Werte verstoßen haben. Wir haben diese Ereignisse zu wenig theologisch reflektiert.
These 2: Die evangelische Kirche hat dem Schüren der Angst nicht widersprochen.
Die Botschaft von der bedingungslosen Liebe Gottes lässt sich als Befreiungshandeln Gottes des Menschen aus seinen Ängsten begreifen (Jes 43,1). Diese Ängste um Gesundheit, Leib und Leben sind in der Coronazeit von politischer Seite und medial unterstützt massiv geschürt worden. Als evangelische Kirche hätten wir diesen Ängsten die Botschaft von der Liebe Gottes entgegenhalten müssen, aus der nicht einmal der Tod zu reißen vermag (Röm 8,38). Anstatt diesen Ängsten mit Mut und Nachdruck entgegenzutreten, hat die evangelische Kirche geschwiegen und Menschen damit in einer schweren Lebenszeit allein gelassen.
These 3: Die evangelische Kirche hat zu wenig von der Auferstehungshoffnung geredet.
Die Frist unseres Lebens ist begrenzt. Das ist für manche eine erschreckende Perspektive. Als Christen dürfen wir darauf vertrauen, dass der Tod aber nicht das Ende ist, sondern dass Gottes Geschichte mit uns über den Tod hinaus weitergeht. In allem bleiben wir in Gottes Hand. Das ist ein sehr tröstlicher Gedanke. Die evangelische Kirche hat es während der Coronakrise versäumt, diesen Auferstehungsglauben mit viel mehr Engagement in den öffentlichen Diskurs einzubringen, in dem durch Politik und Medien der Eindruck erweckt wurde, dass wir als Geimpfte nicht sterben werden. Wir alle werden sterben und die Umstände, unter denen das geschieht, haben wir nur bedingt in der Hand. Die klarere Verkündigung unserer Auferstehungshoffnung hätte vielen Menschen Mut machen und mehr Gelassenheit schenken können.
These 4: Die evangelische Kirche hat mit der Absage von Gottesdiensten den Menschen die Verkündigung des Wortes Gottes vorenthalten.
Der Gottesdienst ist entsprechend unserer Bekenntnisschriften (Confessio Augustana Art. 13) ein konstitutives Element für Kirche. Der Gottesdienst in Präsenz dient der Vergegenwärtigung Gottes, denn in der Gemeinschaft wird die Vereinzelung aufgehoben und dadurch der Angst entgegengewirkt. (1. Joh 4,18: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“). Gottesdienste abzusagen, weil es zu einer Infektion kommen k ö n n t e, ist nicht ausreichend. Die evangelische Kirche hat sich an dieser Stelle dem Diktat staatlicher Vorgaben gebeugt und damit Menschen die Verkündigung des Wort Gottes und die Seelsorge vorenthalten.
These 5: Die evangelische Kirche hat Zugangsbedingungen für ihre Veranstaltungen kritiklos hingenommen.
Gott lädt uns ein. (Jahreslosung 2022: Joh 6,37 „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“) Da Gott der Einladende ist, steht es keiner weltlichen Instanz zu, generelle Zugangsbedingungen (wie Impfstatus, Testnachweise und dergleichen) für den Besuch von kirchlichen Veranstaltungen zu verhängen. Mit dem Akzeptieren solcher Zugangsbedingungen hat die evangelische Kirche Menschen die Teilhabe am Evangelium erschwert und damit den von Gott gegebenen Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums verletzt.
These 6: Die evangelische Kirche hat die Verletzung der menschlichen Würde hingenommen.
Viele Menschen haben sich in der Coronazeit aus guten Gründen gegen eine Impfung mit einem genbasierten-Impfstoff entschieden. Diese freie Entscheidung war ihr gutes Recht, welche keinerlei Rechtfertigung bedarf. Als sogenannte „Impfverweigerer“ (oder mit vielen anderen äußerst diffamierenden Bezeichnungen tituliert) ist ihnen der Zugang zu gesellschaftlichen Ereignissen verwehrt worden. Das stellt eine Diskriminierung und einen massiven Einschnitt in freiheitliche Grundrechte dar. Die evangelische Kirche hat dieser Ausgrenzung und Diskriminierung nicht widersprochen, sondern hingenommen, dass Menschen in ihrer Würde verletzt wurden. Damit hat sie ihren Auftrag, für die „Mühseligen und Beladenen“ (Mt 11,28) da zu sein, vernachlässigt.
These 7: Die evangelische Kirche hat den Diskurs vernachlässigt.
Es ist bewährtes protestantisches Erbe, dass wir in der evangelischen Kirche darauf vertrauen, dass im Diskurs der Meinungen und unter dem Wirken des Heiligen Geistes Gottes Wille erkannt wird. (Röm 12) Mit diesem Prinzip hat die evangelische Kirche in der Coronakrise gebrochen. Der bereichernde Diskurs wurde nicht gesucht, stattdessen hat die Kirchenleitung sich die Positionen der politischen Akteure zueigen gemacht und gegenüber den Gemeinden durchgesetzt. Gemeindeglieder und Mitarbeitende, die eine davon abweichende Meinung vertraten, wurden ausgegrenzt oder gegebenenfalls per Dienstanweisung unter Druck gesetzt.
These 8: Die evangelische Kirche hat die Verhältnismäßigkeit der Mittel nicht hinterfragt.
Die evangelische Kirche hat eine Mitverantwortung für den gesellschaftlichen Frieden. Als solch ein Verantwortungsträger hätte sie unbedingt die Maßnahmen des Staates zur Eindämmung der Coronakrise kritisch begleiten müssen. Von Anfang an war die Fragwürdigkeit all dieser Maßnahmen erkennbar: Folgen von Kita- und Schulschließungen, Besuchsverboten in Altenheimen und Krankenhäusern und dergleichen sind offensichtlich. Kritische Stimmen sind nicht gehört und berücksichtigt worden. Da hat die evangelische Kirche versäumt, den Finger in die Wunde zu legen und auf Mäßigung zu drängen. Die evangelische Kirche ist ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden.
These 9: Die evangelische Kirche hat der Vermengung von weltlichem und geistlichem Heilsversprechen nicht widerstanden.
Als evangelische Kirche stehen wir dafür, dass das Heil der Welt und des Lebens einzig in Gott und Jesus Christus liegt. Alles, was dieses Fundament unseres Glaubens relativiert, muss zurückgewiesen werden. Dies gilt insbesondere für die Glorifizierung des Corona Impfstoffes, der quasi zum „heilstiftenden Lebenselixier“ hochstilisiert wurde. Die Einrichtung von Impfzentren in Kirchen hat diesen Eindruck leider befördert.
These 10: Die evangelische Kirche hat sich schuldig gemacht.
Die Kirche hat mit Slogans wie „Impfen ist Nächstenliebe“ die Impfkampagne der staatlichen Stellen unterstützt und Mitarbeitende unter Druck gesetzt, sich impfen zu lassen. Wir wissen, dass die genbasierten Impfstoffe gravierende Nebenwirkungen nach sich ziehen können. Viele Menschen werden Langzeitschäden davontragen. Tausende sind an den Folgen der Impfung gestorben. Mit dem Engagement für diese Impfung, die viel zu wenig erforscht ist, hat sich die Kirche an dem Tod und der gesundheitlichen Schädigung vieler Menschen mitschuldig gemacht. Diese Schuld gilt es zu erkennen, einzugestehen und um Vergebung zu bitten.
Sanitz, den 28.3.2023