Die Pest: Luthers Brief an Spalatin von August 1527:
„Die Pest hat hier zwar angefangen, aber sie ist recht gnädig.“
Als im August 1527 die Pest in Wittenberg zum Ausbruch, blieb Martin Luther trotz der Aufforderung des Kurfürsten Johann, nach Jena überzusiedeln, mit Johannes Bugenhagen und zwei Kaplänen in Wittenberg, hielt Vorlesungen und Predigten und versah seinen Dienst als Seelsorger an den Bedürftigen. Er schrieb dazu folgenden Brief an Georg Spalatin:
19. August 1527
Die Pest hat hier zwar angefangen, aber sie ist recht gnädig. Die Furcht und die Flucht der Leute davor ist jedoch erstaunlich, so daß ich eine solche Ungeheuerlichkeit des Satans vorher noch nicht gesehen habe. So sehr erschreckt (er die Leute), ja er freut sich, die Herzen so verzagt zu machen, natürlich damit er diese einzigartige Universität zerstreue und verderbe, welche er nicht ohne Ursache vor allen anderen haßt. Jedoch sind während der ganzen Zeit der Pest bis auf diesen Tag nicht mehr als 18 Todesfälle gewesen einschließlich derer, die innerhalb der Stadt waren, Mädchen und Kinder und alles mitgezählt. In der Fischervorstadt hat sie heftiger gewütet, in unserem Stadtteil ist noch kein Todesfall, obwohl alle Toten da begraben werden. Heute haben wir die Frau von Thilo Dhene begraben, welche gestern fast in meinen Armen gestorben ist, und dies ist der erste Todesfall mitten in der Stadt. Jene 18 Beerdigungen haben um mich her nur am Elstertor stattgefunden. Unter ihnen war auch Barbara, die Schwester Eures Eberhard (Brisger), die schon erwachsen war. Das sage dem Magister Eberhard. Aber auch die Tochter des Johannes Grunenberg ist gestorben. Hans Lufft ist wieder aufgekommen und hat die Pest überwunden, und viele andere würden wieder gesund, wenn sie Arznei nähmen. Aber viele sind so beschränkt, daß sie die Arzneien verachten und ohne Ursache sterben. Der kleine Sohn des Justus Jonas, Johannes, ist auch gestorben. Er war mit seiner Familie nach Hause gefahren. Ich bleibe, und das ist wegen dieser ungeheuren Furcht unter dem Volke nötig. Daher sind Bugenhagen und ich allein hier mit den Kapellanen. Christus aber ist da, damit wir nicht allein sind. Er wird auch in uns triumphieren über die alte Schlange, den Mörder und Urheber der Sünde, wie sehr er auch immer seine Ferse stechen mag (1. Mose 3, 15). Betet für uns und gehabt Euch wohl.
Zitiert nach: https://www.kirchenkreis-wittenberg.de/asset/Efq0BihzQfCjpHJ5ySlFVA/luthers-brief-an-spalatin-1527.pdf