Mediale Berichterstattung zu „allesdichtmachen“

Es kam, wie es kommen musste.

Verständnis konnten die Schauspieler kaum erwarten. Außer vielleicht bei Leuten wie Boris Palmer. Dessen Erfolge im Kampf gegen Corona müssten ihn eigentlich zu einem der gefragtesten Politiker deutschlandweit machen und würden ihn gegebenenfalls auch für ein Berliner Regierungsamt qualifizieren. Mehr jedenfalls als die gegenwärtigen Akteure und viele von denen, die sich jetzt bewerben möchten.

Palmer erinnerte an Ralf Dahrendorf. Der hatte gesagt, dass der gepflegte Streit innerhalb der Demokratie nicht spaltet, sondern zusammenführt. Warum? Weil die gegensätzlichen Sichtweisen ins Gespräch kommen, die eigenen Faktenbeurteilungen noch einmal im Licht der anderen geprüft werden und somit gerade auch durch den Streit bei aller Gegensätzlichkeit das Verbindendende differenziert oder auch mal ganz plakativ sichtbar werden kann. Außerdem verhindert man, dass Einzelsichtweisen extrem werden: Denn die jeweiligen „Meinungsblasen“ werden im Diskurs aus ihrem Sektierertum herausgeholt. Dann müssen sie sich stellen und beweisen, dass sie standhalten können.

Diesen Diskurs nicht zuzulassen, sondern wiederum über Diffamierung, Verdächtigung und persönliche Herabsetzung zu gehen, ist kein gutes Zeichen! In diesem Sinne ist auch der Artikel aus dem Berliner Tagesspiegel zu werten.
Zusammenhänge sind den Verfassern des Artikels offensichtlich nicht wirklich bekannt. Das „Recherchenetzwerk Antischwurbler“ (!!!! sic !!!!) hat sich ausgetobt und eine große, renommierte Tageszeitung übernimmt all dieses dunkle Geraune über vermeintlich „antidemokratische Netzwerke“ ohne jedwede eigene qualifizierte Recherche. Was man lesen kann von bösen, finsteren Mächten … man nennt diese oder jene Seite im Netz und einzelne Personen und behauptet ohne jeden Beleg Zusammenhänge. Die großen Schauspieler haben sich „steuern“ lassen? Und sind rechts und antidemokratisch? Das alles ist dann ein Netzwerk?
Ist es vielleicht so mit den „Antischwurblern“ (wer ist das eigentlich?), dass sie die eigentlichen „Schwurbler“ sind? So wie die Antifa auf der Straße und in ihren handgreiflichen Positionen kaum von denen zu unterscheiden ist, gegen die sie angeblich kämpft? Gewalttätige Ausschreitungen zum 1. Mai durch die Antifa sind OK? Friedliche Bürger, die einfach nur für die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung eintreten, dagegen sind Verfassungsfeinde?

Auch unsere Seite wird im Tagesspiegel genannt: Eine „Querdenkeninititative“.
OK?
Es kommt vielleicht darauf an, was man mit den Worten meint. Wenn alle Kritiker von Regierungsmaßnahmen und einseitigem Denken Querdenker sind, dann trifft das einen großen Teil der Bibel, der Kirchengeschichte, der Propheten, der Apostel usw. Denn immer und immer wieder werden  herrschende Mächte kritisiert. Immer und immer wieder wird Partei für diejenigen ergriffen, die sonst keine Stimme haben. Immer und immer wieder wird die Verblendung, die Verstockung der Pharaonen, Kanzler und Könige thematisiert.
Wenn also jede Form von Herrschaftskritik (früher war das ein Hauptinteresse kritischer Sozialwissenschaften)  „Querdenken“ ist, dann ist die Zuordnung ohne Zweifel richtig.

Wenn aber die Zugehörigkeit zu einer bestimmten, organisierten Gruppe gemeint ist, dann – bei allem demokratischen Respekt vor Gruppen, die sich so nennen und auf ihre Weise friedlichen, demokratischen Protest artikulieren! –  in keiner Weise. Nein, wir wollen uns nicht distanzieren von Leuten, die ihren Beruf, ihre Karriere, ihre Freundschaften riskieren und aufs Spiel setzen, weil sie zivilisiert gegen Autoritarismus Protest anmelden! Aber wir stellen auch ganz nüchtern fest: Wir sehen von unserer Warte nur freie Akteure, keine Steuerung, nichts, was die „Verschwörungstheorien“ der „Tagesspiegelschwurbler“ *  rechtfertigen würde. Wir sehen unterschiedlichen Protest unterschiedlicher Menschen, die unterschiedlichen politischen Lagern **  entstammen und die wiederum zu durchaus unterschiedlichen Schlüssen kommen. Es ist im Wesentlichen eine einzige Sache, die hier gemeinsam ist: das ist die Kritik an der öffentlich immer wieder bekundeten und medial brutal verteidigten „Alternativlosigkeit“ von ganz offensichtlich überhaupt nicht alternativlosen Analysen und Maßnahmen. Die vermeintliche Alternativlosigkeit ist offensichtlich darauf angewiesen, Alternativen auszublenden und zu diffamieren. Aus unserer beschränkten Sicht ist das ein Hinweis auf grobe Fehlerhaftigkeit und massiven Machtmissbrauch.

*) Gemeint ist nicht, dass die große Zeitung „Tagesspiegel“ insgesamt der Schwurblerei verfallen sei. Der Bezug ist hier ausschließlich der genannte Artikel. Allerdings wäre es schön, etwas mehr über das Netzwerk der Antischwurbler zu wissen. Wer ist das? Zu welchem größeren Netzwerk gehört es gegebenfalls? Wird es finanziert – wenn ja, von wem? Wer mit dunklen Worten Verschwörungen an die Wand malt, sollte selber offen legen, wofür er steht, von wo er kommt und was er will.

**) In diesem Sinne sei hier auch auf Sarah Wagenknecht verwiesen, die der Antifa doch eigentlich näher stehen dürfte. Und die dennoch ganz andere Schlüsse zieht. Querdenkerin? Rechts?   ???

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