Kritik von Seiten des klassischen Liberalismus

Der im liberalen Spektrum von FDP und Hayek-Gesellschaft beheimatete Publizist, RTL-Moderator und Jurist Carlos A. Gebauer hat auf seiner Facebook-Seite seine kurze, aber prägnante Kritik der gegenwärtigen Lage auf den Punkt gebracht.

Normalerweise ist die christliche Kirche ebenfalls der Ansicht, dass der Mensch die Schöpfung nur begrenzt beherrschen kann. Alle Ideologien, die ein menschengemachtes Paradies versprechen, stehen auch theologisch gesehen in einer deutlichen Konkurrenz zum grundsätzlichen Vertrauen der Christen darauf, dass nur Jesus Christus als Retter und Heiland anzusprechen ist. Damit ist keinesfalls ausgeschlossen, dass wir Menschen mit Hilfe von Wissenschaft und Medizin agieren können (und sollen!). Es ist kein Zufall, dass viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen einen christlichen Hintergrund hatten und haben – und dass es über Jahrhunderte geradezu ein christliches „Monopol“ in diesem Bereich gab. Christen waren immer diejenigen, die sich in der Spur Jesu um Kranke und Leidende gekümmert haben.
Der entscheidende Punkt heute dürfte aber sein, dass eine weltliche Selbsterlösungsphantasie die Sterblichkeit an sich als Feind ansieht und wie ein Don Quixote meint, dagegen kämpfen zu müssen und zu können ….

 

Carlos A. Gebauer auf Facebook: „Die Lockdown-Manie wird inzwischen nicht mehr nur von Ängsten der Bevölkerung hier und Herrschsucht der politischen Akteure dort getrieben. In der labormedizinisch dokumentierten Unmöglichkeit, ein Virus per Gesetz oder Verfügung einhegen zu können, zeigt sich die wahre Hilflosigkeit auch eines auf die Spitze getriebenen Interventionsstaates. Es gelingt den Staatsgewalten partout nicht, Naturgewalten beherrschen zu können. Die Reinigung des Planeten von Viren ist so unmöglich wie der Versuch, die Erdrotation vorübergehend zu stoppen. Indem sich die Erkenntnis Bahn bricht, daß selbst die Bereitschaft, unfassbarste Kollateralschäden aller Art hinzunehmen, nicht zu einer Änderung der viralen Naturgesetze hinreicht, empfinden nun beide Seiten des salvatorischen Lockdown-Versprechens zunehmend Verzweiflung: Auch eine noch so wild entschlossene Politik lernt ihre Machtgrenzen kennen. Und die auf Rettung hoffende Bevölkerung umgekehrt muß einsehen, daß selbst das Hertauschen der elementarsten Grundrechte nicht genügt, um Keime und Erreger von Staats wegen aus dem Weg räumen zu lassen. An dem Virus scheitert also nicht nur der öffentliche Infektionsschutz. An dem Virus scheitert das Versprechen des wohlfahrtsstaatlichen Rundumglücklichpakets. Die Hoffnung und Freude vieler politischen Köpfe, nun via Infektionsschutzgesetz endlich auch in die bislang undurchdringlichsten Sphären privater und intimer Lebensgestaltung hineinregieren zu können, wendet sich für ihre Stellenbeschreibungen in ein fatales Gegenteil: Je mehr Menschen verstehen werden, daß auch der rigideste Ministerpräsident sie gegen die kleinsten Erreger nicht wirksam schützen kann, desto größer wird das allgemeine Bewußtsein von der Ohnmacht des Staates auch im Existentiellsten. Die medial hochgepeitschten Emotionen folgen dann nicht mehr dem Kalkül, nach mehr staatlicher Autorität zu jappen. Enttäuscht, ernüchtert und verkatert schreiten die Bürger dann ihre in den ökonomischen Kollaps regierten Innenstädte ab. Und selbstverständlich wird niemand daran Schuld gewesen sein wollen, in der Illusion vom möglichen Triumph über ein Virus grundlegende gesellschaftliche Strukturen zerschlagen zu haben. Je härter die Folgen dieser Politik für die Gesellschaft und ihren liebgewonnenen Lebensstandard ausfallen, desto geringer werden die politischen Gestaltungsspielräume sein. Das Festhalten an dem Traum, ein Coronavirus wegadministrieren zu können, ist ein Schrumpfungsprojekt für das Politische. Der Interventionsstaat suizidiert sich gerade vor unseren Augen. Und die Verzweiflung des Suizidenten erklärt die Erregtheit allen Redens.“

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