Argumentationshilfe für ein Anschreiben

Fordern Sie Gespräche bei Ihrer Kirche ein. Fordern Sie die Aufarbeitung jetzt ein. Fordern Sie das Beantworten Ihrer Fragen ein. Hier finden Sie kombinierbare Argumente für ein Anschreiben als Anregung:

  • Am Thema Corona hat ein großer Vertrauensverlust stattgefunden. Wer Demokratie stärken will, muss Vertrauen wiedergewinnen. Das geht nur im Gespräch. Das geht nur in Aufarbeitung. Das geht nur mit Versöhnung. Versöhnung geschieht aber nicht von allein. Es ist nötig, dass auch eigene Fehler erkannt, benannt und bekannt werden. Wenn es keine Versöhnung gibt, dann spaltet sich die Gesellschaft weiter. Die evangelische Kirche hat aber keinen Auftrag zur Spaltung der Gesellschaft, sondern zur Versöhnung.
  • Aufarbeitung wird allerorten gefordert. Wenn Kirche glaubwürdig sein will, ist sie mutig und geht voran. Wenn die Kirche wie bei den Fällen sexualisierter Gewalt erst wieder wartet, bis es gar nicht mehr anders geht, verspielt sie weiteres Vertrauen.
  • In der Aufarbeitung kann Kirche zeigen, dass sie sich wirklich um die Schwachen in der Gesellschaft kümmert und dass die Wahrheitsfrage nicht einfach egal ist. Sie kann zeigen, dass Wahrheit auch mit Wahrhaftigkeit zu tun hat und mit dem, was man als gemeinsame Grundwahrheit in Gesprächen erarbeitet. Sie kann vom Evangelium her damit ein Gegenbild zur allgegenwärtigen Polarisierung und Zerstörung von Gemeinschaft vorleben.
  • Die RKI-Files zeigen,[1] dass zwischen den öffentlichen Äußerungen und den internen Kenntnissen von Regierung und oberster Gesundheitsbehörde eine einschneidende Kluft besteht. Die Coronakrise hat so viele Menschen bis heute traumatisiert. Man kann auch überlegen, ob nicht die Gesellschaft als Ganze noch unter einer derartigen Traumatisierung leidet. Wenn am Anfang und im Grundsatz immer wieder Fehlinformationen ursächlich dafür waren, dann kann das eine Kirche, die sich der Wahrhaftigkeit verpflichtet fühlt, nicht unberührt lassen. Hier ist in jedem Falle nachzufragen.
  • Wenn die Argumente des Pfarrerblattartikels[2] auch nur zur Hälfte richtig wären, muss die gesamte damalige Politik auf den Prüfstand gestellt werden. Da sich eine Aufarbeitung letztlich auch nicht verhindern lässt, wäre es besser, die Kirche geht hier voran und zeigt der Gesellschaft einen Weg zu neuem Vertrauen und zu neuer Ehrlichkeit miteinander.
  • Die Kirche kann – wie in früheren Zeiten – Verständigungsort für unterschiedliche Gruppen und für unterschiedliche Auffassungen sein. Die Coronazeit ist ein Fall, an dem die gesamte Gesellschaft lernen kann und lernen müsste, was passiert, wenn Angst zum bestimmenden Faktor wird. Warum bieten wir uns als Kirchen nicht in der Breite als solche Verständigungsorte an und laden zum Austausch ein? Dabei braucht es auch die Größe, solche an den Tisch zu bitten, die von Anfang an kritisch zu den Maßnahmen standen und die damals eben gerade nicht gehört, sondern diskreditiert wurden.
  • Lothar Wieler bestätigte öffentlich, dass das Robert-Koch-Institut politisch beeinflusst wurde. Es wäre besser gewesen, wenn das nicht so gewesen wäre.[3]
  • Christian Drosten gab  zu, man habe »da echt was übersehen«.[4] Dieses Eingeständnis ist aber höchstens halb wahr. Denn die Corona-Files zeigen, dass die eingeräumten Fehler schon damals bekannt waren und nicht übersehen wurden.
  • Bundespräsident Steinmeier forderte inzwischen auch eine grundlegende Aufarbeitung ein, weil die Gesellschaft sonst ein Vertrauensproblem habe.[5]
  • Die bayerische Landeskirche hat eine Internetumfrage zur Coronazeit durchgeführt – wäre es nicht an der Zeit, dass auch wir / Sie sich diesen Fragen stellen?[6]
    Die bayerische Landeskirche wäre entsprechend jetzt nach den Ergebnissen zu fragen und um öffentliche Gespräche und Aufarbeitung in der Synode zu bitten.
  • Der Greifswalder Bischof Jeremias hat schon im Januar 2024 ein Gespräch mit Kritikern gehabt, das eine wohltuende Wirkung hatte.[7] So etwas ist auch hier möglich: in der Breite, aber auch an der Spitze der Landeskirche. In der Nordkirche wäre zu fragen, warum diese Gespräche nicht in der Breite fortgesetzt wurden und wann das zu einem bestimmenden Thema der Synoden wird.
  • Der berlin-brandenburgische Landesbischof Stäblein hat ein Gespräch mit Kritikern in der Berliner Gethsemanekirche geführt, das auf beiden Seiten zu großer Nachdenklichkeit Anlass bot.[8] Das muss doch auch bei uns möglich sein.
  • In Berlin-Brandenburg ist nach Fortsetzungen dieses Gesprächs in allen Sprengeln zu fragen und nach einer grundsätzlichen Diskussion in der Synode.
  • Die Diakonie Deutschlands hat ein neues Format entwickelt: »Verständigungsorte«,[9] bei denen durch Gespräche gesellschaftliche Gräben überbrückt werden sollen. Für Corona wäre das dringend nötig. Es dürfen aber keine Alibi-Veranstaltungen sein. Echte Kritiker müssen gleichberechtigt zu Wort kommen.
  • Der Rückblick auf die Pandemie kann heute auch so formuliert werden: »Sorry, aber wir sind richtig schlecht durch die Pandemie gekommen«. Nämlich dann, wenn man unvoreingenommen Vergleiche wagt, wie es die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder tut.[10]

[1]          https://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/archiv?tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Baction%5D=show&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Bcontroller%5D=Item&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5BitemId%5D=5950&cHash=edaf945dff4d232e17471fd29e5c4f71

[2]          https://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/archiv?tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Baction%5D=show&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Bcontroller%5D=Item&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5BitemId%5D=5950&cHash=edaf945dff4d232e17471fd29e5c4f71

[3]          https://www.welt.de/politik/deutschland/article255766208/Weisungsgebunden-an-die-Politik-Lothar-Wieler-mahnt-RKI-Reform-an.html?source=puerto-reco-2_ABC-V45.3.C_new_conversion

[4]          https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Drosten-Haben-bei-Corona-Impfung-echt-was-uebersehen-article25629738.html

[5]          https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2025/03/250314-Corona-Aufarbeitung.html

[6]          https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kirche/umfrage-bayerische-landeskirche-untersucht-eigenen-umgang-mit-covid-pandemie

[7]          https://evangelische-zeitung.de/bischof-wo-ungeimpfte-ausgegrenzt-wurden-wurde-kirche-schuldig

[8]          https://www.domradio.de/artikel/bischof-wirbt-fuer-aufarbeitung-der-corona-pandemie

[9]          https://www.mi-di.de/verstaendigungsorte

[10]         https://www.welt.de/debatte/plus255698106/Corona-Politik-Fuenf-Dinge-die-uns-nie-wieder-passieren-duerfen.html

Wir haben für Sie eine Übersicht der wesentliche kirchlichen Adressen. Wichtig ist aber: Keine Sammel-Mails versendet werden, sondern lieber persönlich, freundlich, direkt. Nur so gibt es eine wirklich gute Chance, dass die »Gegenseite« sich zu einer echten Reaktion veranlasst sieht.

Die folgende Übersicht könnte evtl. Fehler enthalten. Am besten gehen Sie zur Kontrolle auf die angegebenen Webseiten der Landeskirche und prüfen nach. Dort müssten auch die Untergliederungen wie Sprengel, Bezirke usw. zu finden sein.
Zu raten wäre, jeweils dorthin zu schreiben, wo eigene Anknüpfungspunkte liegen durch Mitgliedschaft bzw. Wohnort im Zuständigkeitsbereich. Vielleicht gibt es auch persönliche Anknüpfungspunkte, die es der Gegenseite schwer machen, einen Brief oder eine mail einfach zu ignorieren.
Ein allgemeines »Fluten« völlig ferner Stellen macht aus unserer Sicht keinen Sinn. Wichtig ist vielmehr, dass möglichst viele Leitungsgremien und -personen in den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen angesprochen werden. Das erhöht die Notwendigkeit und die Bereitschaft, das Thema überhaupt erst einmal wahrzunehmen und zu reagieren.